Auf dem Monte San Agata

Als ich einmal am Luganer-See weilte, wurde eine kleine Wanderung unternommen. Ausgehend von Melano führte der Weg zwischen Hauptstrasse, Häusern, Bahnlinie und unter der Autobahn durch. Mann war das ein Scheiss-Verkehr da unten - echt krank! Alles fuhr in Richtung Süden! Ich glaubte mich zu erinnern, diese Ecke schon mal anders erlebt zu haben. War wohl schon etwa hundert Jahre her?
Ein Stück der Autobahn entlang, dann endlich im angrenzenden Wald angekommen, schlängelte sich der Weg weiter hinauf, später wieder eine asphaltierte Bergstrasse, querte man die am Berg liegenden Dörfer und stach erneut in den Wald hinein. Vom Verkehr weiter unten, kriegt man hier oben zum Glück nichts mehr mit. 





Nach dem alten Ortskern von Rovio führte der Weg durch stillen Wald. Die schroffen, bewaldeten Berge rund herum erinnerten mich komischerweise an eine Region in Thailand! Na ja, es war hier alles wild verbuscht, der Himmel diesig und ein Hauch von «Gorillas in the mist» ging mir durch den Kopf. Ansonsten traf ich auf dem weiteren Weg weder Gorillas noch Menschen.
Auf dem letzten Anstieg auf diesen Monte, immerhin 930m hoch, hörte ich Stimmen. War ich also doch nicht ganz alleine.




Da es Deutsche Touristen waren, ergab sich schnell ein lockeres Gespräch. Ich erwähne dies, weil Schweizer meistens zu reserviert sind um fremde Leute anzusprechen resp. einer möglichen Konversation gerne ausweichen. Touristen sind da meistens aufgeschlossener. Ausserdem spiele ich immer gerne etwas Fremdenführer.
Diese, für mich eher kurze Wanderung, erfüllte meinen Tag ja noch nicht ausreichend. Etwas Kommunikation war also angenehm.




Nach einer längeren Pause und einer interessanten Unterhaltung mit den Gästen aus Deutschland verabschiedeten wir uns. Ich gab ihnen den Vortritt und machte mich etwas später auch auf die Socken.






Auf dem Rückweg schlug ich beim Dorf eine andere Route ein, quer durch den wilden Wald hinunter. Tatsächlich ergab sich noch ein weiteres Stück romantischer Wanderweg, bevor man später wieder den Lärm der Autobahn hörte.



Die Orientierung verlor ich erst wieder in dem zu querenden Kaff, genau beim Fussballplatz. Ein älterer, aber rüstiger Mann sprach mich an, ob er helfen könne. Ein ehemaliger Fussball-Profi, wie er mir gleich erzählte. Er spielte mal in der Mannschaft von einem Ort, wo ich etliche Jahre wohnte, welch ein Zufall. Durch seine Hilfe fand ich den weiteren Weg zurück.
Auf der Wanderung begegnete ich insgesamt viermal demselben Pärchen, erstmals auf dem Berg oben kurz gesehen. Die Frau lächelte jedesmal und fand den Zufall lustig - ihr Mann offenbar nicht.
Zuletzt sah ich sie wieder ganz unten, in einem Restaurant sitzend, als ich da vorbei schlenderte. Die Frau winkte mir wieder lachend zu und erzählte es gleich ihrem Mann. Dem war es aber eh egal, auch nicht schlimm.
Aber offenbar gibt es noch einige aufmerksame Menschen, welche ihre Umgebung und andere Leute wahrnehmen. Das kann unter Umständen und in speziellen Fällen vielleicht mal jemandem das Leben retten.
Eine kleine Wanderung mit interessanten Eindrücken und Begegnungen.