Wanderung zum Lac de Moiry

Route: Grimentz - Lac de Moiry, Aufstieg 746m, Abstieg 746m, Distanz 13,5Km, Zeit 4h42


Grimentz liegt im Val d'Anniviers und wird über eine kurvige Bergstrecke erreicht, welche sich etwas hinzieht. Das am Hang verteilte Dorf besteht aus einem, einigermassen intakten Dorfkern mit vielen Chalets, deren Holz von der Sonne regelrecht «verbrannt» wirkt. Immer noch schön der alte Dorfkern, aber schon lange nicht mehr so idyllisch wie zu Grossvaters Zeiten.

Als ich dort war, wurde eine neue Seilbahn gebaut. Hoch oben am Berg stand bereits ein einsamer Mast. Im Bergwald darunter sah man eine ausgeholzte Schneise und die Talstation war im Rohbau. Auf einem grossen Gelände lagerte allerlei Bau-Material. Mittlerweile dürfte sie also längst fertig gestellt sein und dieser Berg nicht mehr so aussehen, wie ich ihn hier noch gesehen habe. Also wieder ein Stück ursprüngliche Natur dem kurzfristigen Gewinn geopfert!
Klar sehen das einige Leute hier anders und wen interessiert schon die Meinung eines «Üsserschwizers»? Wenn die Einsicht kommt, ist es meistens schon zu spät - man wird sehen.

Von Grimentz aus wanderte ich zum Stausee. Faultiere können da auch selber hoch fahren, ein Postauto verkehrt ebenfalls. 


Auf Französich klingen Berg-, Tal- und See-Namen irgendwie einfach schöner! Ja sogar eine Staumauer klingt auf Französisch (Barrage) viel geschmeidiger. Doch von meinen Französisch-Kenntnissen ist leider nicht mehr so viel übrig geblieben. So sass ich später auf der Terrasse des kleinen Restaurants bei der Staumauer und hörte von der jungen Bedienung dauernd etwas wie «schwasi», wenn sie bei den diversen Tischen vorbei ging. Das klang für mich irgendwie witzig, bis es mir endlich dämmerte! Choisir - wählen. Vous avez choisi? Klingt irgendwie auch schöner und eleganter als unser «Chauderwelsch». Nun gut, vielleicht wieder einmal etwas Franz üben?
Am See fielen mir Angler auf. Ich schaute einem zu, wie er auswarf. Wie viel Blei die wohl befestigt hatten? Als sie ihre Köder weit draussen versenkten, klang es wie Wasserbomben. Einer der Angler stellte erstaunt fest, dass sein Blei wohl abgefallen war und war nicht sehr amused darüber.

Ich hasse Camping 2

Camping-Erlebnisse eines manchmal zum campen Gezwungenen.

Ein neuer Erfahrungsbericht eines Einmal-Campingplatzes (da gehe ich nur einmal hin).
Auf dem letzten Camping im Obergoms vor dem Nufenen, verbrachte ich eine einzige Nacht.
Als ich in der Reception stand, war niemand zu sehen. Nach zweimaligen Läuten kam immer noch niemand. Ein Passant sagte zu mir, die «Chefin» sei 
irgendwo auf dem Platz. Später stellte ich fest, dass die Frau tatsächlich viel auf ihrem Platz unterwegs ist. Nur war mir nie ein plausibler Grund dafür ersichtlich!
Beim Anmelden bezahlte ich den Betrag und legte gleich noch einen Franken dazu, für zwei Dusch-50er. In diesem Moment drängte sich eine Passantin dazwischen, welche ihre Eiscreme bezahlen wollte. Ich sah wie die Frau Rückgeld erhielt, danach etwas blabla schwaffelte und dann nochmals zwei 50er von der Chefin zugeschoben erhielt,  diese einsackte und wieder verschwand. Später wurde mir klar, dass dies wohl meine beiden 50er waren!
Nach Erhalt des Beleges wartete ich nun also vergeblich auf meine zwei 50er und sagte dann etwas. Die hätte sie mir schon gegeben, meinte die Frau! Ich könne ja in meinem Geldbeutel nachsehen, ob da zwei 50er sind. Ich hatte viel Kleingeld im Geldbeutel und fand leider tatsächlich zwei 50er, was aber purer Zufall war. Naja, was soll's? Abschreiben und vergessen. Multitaskfähig war die Frau sicher nicht. Geld entgegennehmen, meinen Beleg schreiben und ausdrucken, eine vordrängelnde Frau bedienen und sich von dieser noch beschwaffeln lassen, dieser ihr Rückgeld herausgeben und die zwei 50er dem Richtigen aushändigen, dies alles miteinander war etwas zuviel für sie! 

Später bereitete ich mich schon zum Duschen vor, als die Frau plötzlich hinter meinen Ein-Mann-Camper trat. Sie habe vergessen mir den (bezahlten) Müllsack zu geben. Normalerweise kaufe ich aber nur einen solchen, wenn mein Abfallvolumen gross genug ist. Den überreichten Sack kann ich ja nur in dieser Region benutzen. Am nächsten Tag verliess ich aber das Goms. Die Alte blieb stur und sagte mir noch, wenn ich den Sack nicht brauche, könne ich diesen natürlich auch leer bei ihr abgeben. Die meinte das tatsächlich so, also ohne Rückerstattung des dafür bezahlten Betrages. Damit sie ihn gleich nochmals verkaufen kann. Eine Frechheit ohnegleichen! Ausserdem verrechnete sie für den 17l-Sack glatte drei Franken, was nicht dem regulären Preis entsprach.
Nun ging es endlich zum Duschen, nach einer sehr anstrengenden Wanderung an diesem Tag.



Die Duschen schienen mir das Modernste zu sein in dem kleinen Sanitär-Gebäude. Schiebetüren aus Leichtmetall, einmal geschlossen fällt kein Licht mehr in den Duschraum. Wo ist der Lichtschalter?
Der Duschraum ist gross, aber nur ein einziger Kleiderhaken. Keine Ablage, kein Spritzschutz dazwischen, also besser keine Klamotten mitnehmen.
Ein 50er reicht gerade einmal für zwei Minuten Wasser. Bis heisses Wasser kam und die gewünschte Temperatur eingestellt war, verstrich schon mal eine Minute - schäbig!



Ein Blick in das Sanitär-Gebäude: Chromstahl-Kuhtränke ähhh Waschtrog mit kaltem Wasser nur. Der Seifenspender war leer, die Handseife abgelutscht! Die Kacheln wohl ein Alptraum aus den 70er-Jahren, schrecklich! Die Urinale sah etwas mitgenommen aus, den Rest habe ich gar nicht mehr angeschaut. Überall hängen handgeschriebene Fress-Zettel: Bitte Licht löschen - Bitte Spülen! Raus hier, ich kriege Zustände!



Das Kochgeschirr kann man draussen, an einem «Einbaum»-Waschtrog mit kaltem Wasser waschen. Auch nicht so der Hit!




Neben dem Camping befindet sich der - haha - «Sepp Blatter Fussballplatz». Es fand soeben ein Fussball-Training statt. Das monotone und immer wiederkehrende Geschrei der Spieler ging mir auf den Senkel. Was für ein Deppen-Sport - nur herum schreien!

Nun vermisste ich noch eine Regengeschützte Wäscheleine, um meine feuchten Klamotten zu trocknen. Es begann nämlich schon zu regnen. Natürlich sind solche anspruchsvollen und aufwändigen Sonderwünsche auf diesem Camping nicht realisierbar. Dafür steht der Ex-Armee-Haflinger der Betreiber im Trockenen, unter einem niedlichen Partyzelt mit Schweizer Kreuzen!



Nach einem kurzen Ausgang in jenem Kaff, passierte ich das kleine (Wärter?)- Häuschen der Besitzer, welche selber auf dem vorliegenden, mit Schweizer Fähnchen geschmückten Sitzplatz, sassen. Gute Nacht, rief ich! Der Mann erwiderte meinen Gruss, die Frau blieb stumm. Vermutlich dachte sie noch an die zwei 50er, welche ich wirklich nicht erhalten hatte!
Als ich schon lange flach lag und meinen wohlverdienten Schlaf suchte, wurde ich durch herum fuchtelnde Lichtkegel einer Taschenlampe geweckt. Was war nun schon wieder, hat man denn hier nie Ruhe?
Das Betreiber-Ehepaar machte wohl die letzte Wachrunde und leuchtete mit Taschen-Funzeln umher. Mein Gott, wo sind wir hier? In der Bronx, oder was?

Am nächsten Morgen entsorgte ich noch eine PET-Flasche im Sammelbehälter, bevor ich weiter fuhr. Die zufällig anwesenden Chefin lächelte. Das erste Lachen von dieser Frau, welches ich erblickte!


Fazit (wie erlebt!): Unfreundlicher Empfang, minimaler Komfort, alte und unpraktische Einrichtung.

Tipp: Drei Ortschaften westlicher liegt ein Camping mit ähnlichem Komfort, aber schönerem Gelände direkt am Bach, zudem wesentlich günstiger (zumindest in meinem Fall).

Nachtrag: Für einen 17l-Müllsack drei Franken kassieren, das wollte ich genauer abklären. Natürlich kostet der Sack offiziell niemals drei Franken. Die Betreiber verrechnen drei Franken separat, für Recycling, Müllsack und Abwasser. So ihre Argumentation.
Erstens hatte ich so was noch nirgends erlebt, man zahlt ja normal pro Person und dann gehört dies alles dazu, ausser der Müllsack. Oder hat schon jemand eine Hotel-Rechnung bekommen, wo Abwasser und Recycling-Zuschlag darauf war?
Zweitens zahlen so Kurz-Aufenthalter gleich viel wie Langzeit-Aufenthalter! Sehr gerechte Verteilung!

Drittens werden die Recycling-Tonnen von der Gemeinde gestellt und geleert, wie in jeder Gemeinde. Extra-Kosten entstehen den Betreibern daher nicht.